Die ersten Jahre

 
Das bunte Haus in Garmisch
Luise und Edgar Ende
Ein von Michael Ende selbst erstelltes Horoskop

Die Geschichte von Michael Ende nimmt eigentlich ihren Lauf schon 1928 in Garmisch-Partenkirchen - und zwar wegen eines einsetzenden heftigen Regenfalls. Um nicht nass zu werden, flüchtet Edgar Ende (1901-1965), ein Hamburger Maler phantastischer Visionen mit Anklängen an den Surrealismus, in einen kleinen Laden, wo Spitzen und Edelsteine verkauft werden. Das Geschäft befindet sich im sogenannten Bunten Haus in der Bahnhofsstraße. Da der Regen auch nach Ladenschluss nicht aufhört, bittet die Geschäftsinhaberin Luise Bartholomä (1892-1973) Edgar Ende in ihre Wohnung im ersten Stock. Edgar Ende zeigt ihr dort seine Skizzen und gewinnt so zwar noch nicht das Herz, jedoch das Interesse seiner zukünftigen Frau. Die einsame, neun Jahre ältere Luise, die sich für Literatur, Philosophie, Mythologie und Religion interessiert, findet in Edgar Ende einen wunschgemäßen Gesprächspartner. Die beiden diskutieren die ganze Nacht. Anschließend zieht Edgar Ende zu Luise. Am Vortag seines 28. Geburtstages bestellt Edgar Ende gemeinsam mit Luise Bartholomä das Aufgebot, die Hochzeit folgt am 22. Februar.

Michael Andreas Helmuth Ende wird am 12. November 1929 um 5.15 Uhr nachmittags in Garmisch-Partenkirchen geboren. Ein Kaiserschnitt ist nötig, und es gibt Augenblicke, da man ernsthaft um das Leben der Mutter fürchtet. Das Kind wächst übermäßig schnell, und da ihm das Taufkleid aus arabischer Spitze nicht mehr passt, das die Mutter aus Arabien hat kommen lassen, verzichten die Eltern auf eine Taufe. Edgar Ende zieht es in die Großstadt, weil er für sich und seine Kunst dort eine größere Resonanz erhofft. "Denn in Garmisch kann ein Maler nichts werden, der muß nach München. Meine Mutter machte den Laden zu, und man ging nach München." Familie Ende übersiedelt 1931 also nach München-Obermenzing und richtet sich dort in der ehemaligen Villa des Bildhauers Joseph Floßmann an der heutigen Marsopstraße 19 ein Atelier mit Wohnung ein. Edgar Endes Gemälde werden gut verkauft, so daß sich die ökonomische Lage der Familie verbessert. Die nächsten vier Jahre gehören zu den glücklichsten für die Familie Ende, denn leider hält das Interesse an dem Werk des Malers nur kurze Zeit an.