Nach Rom
Der erste Winter, den Michael Ende und seine Frau Ingeborg 1969 in der Vogtei verbringen, ist besonders streng. Gewöhnt an ein Leben in der Stadt, erkennen beide, dass sie dem Leben dort (vor allem im Winter und bei den enormen Heizkosten) nicht gewachsen sind. 1971 verkauft Michael Ende die alte Vogtei, doch wird sie ihn noch lange verfolgen. Die neuen Besitzer wollen schon kurz nach ihrem Einzug in die Vogtei den Vertrag wieder lösen und reichen 1972 wegen angeblicher Nichtigkeit des Verkaufsvertrages Klage ein. Michael Ende verliert, was übrigens für beinahe alle seine juristischen Auseinandersetzungen zutrifft, erst einmal in allen Instanzen. Schließlich aber wird der Bundesgerichtshof 1979 das Urteil gegen ihn aufheben.
Luise Rinser, eine sehr gute Freundin von Ingeborg Hoffmann, hatte den Endes immer wieder von ihrem angenehmen Leben im sonnigen Süden Roms vorgeschwärmt. Auf der Suche nach milderen Lebensumständen ziehen Endes nach dem Verkauf der Vogtei in die Albaner Berge nach Genzano, 25 Kilometer südlich von Rom. Sein mitten in einem 3.000 qm großen Olivenhain gelegenes Haus hatte Michael Ende bereits 1970 über den Schriftsteller und Kunstkritiker Gustav René Hocke entdeckt, der nun sein Nachbar wird. Dessen Buch Die Welt als Labyrinth war für Michael Ende, wie bereits für seinen Vater, ein Schlüsselwerk zum Verständnis der künstlerischen Tradition, aus der heraus er sich auch selbst begreift: der manieristischen oder phantastischen Kunst und Literatur.
Ihre Villa in der Valle dei Spiriti Beati (Tal der Seligen) nennen Michael Ende und Ingeborg Hoffmann Casa Liocorno, Haus Einhorn. Hier wohnen sie mit ihren Tieren - Hunden, Katzen und Schildkröten. Michael Ende hatte in der meisten Zeit seines Lebens Tiere um sich. Aus Dankbarkeit für die neue Umgebung - die Nähe zu der Ewigen Stadt, die italienische Lebensart und die Sonne - entschließt er sich, einen über fünf Jahre alten Buchplan fertig zu stellen. Damals hatte er den Stoff dem WDR als Fernsehfilm vorgeschlagen, doch dieser hatte ihn als zu kritisch abgelehnt: Momo